Alltag und Geld und so…
Die Schafe sind im Stall und es ist ein ruhigerer Alltag als auf der Weide. Natürlich steht morgens und abends füttern an, was auf der Weide ja logischerweise nicht nötig ist.
Es gibt Heu und Öhmd, ab und zu Äpfel und Karotten. Zweige von Tannenbäumen sind auch begehrt, vor allem bei den Ziegen. Der Boden wird mit Stroh eingestreut. Anders als zum Beispiel im Pferdestall, wird bei den Schafen nicht täglich gemistet sondern erst, wenn sie wieder draußen sind. Es wird einfach immer wieder Stroh gestreut. Bis zum Ende der Stallzeit ergibt das eine stark verdichtete Matte, die man ohne Traktor oder sonstige Maschinen kaum aus dem Stall bekommt. Die Schafe haben so von unten einen warmen, isolierenden Schutz vor Bodenkälte. Und das frische Stroh verhindert, dass sie im Mist liegen oder stehen.

Die Mädels fühlen sich wohl. Genug Futter und Platz, um es sich gemütlich zu machen.
Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass das Land die Zahlung der Subventionen erst mal ausgesetzt, verschoben hat. Das ist Geld, was zum Beispiel dafür bezahlt wird, dass die Schafe in der Landschaftspflege eingesetzt wurden. Anscheinend gibt es da Probleme bei der Bearbeitung und so wurde halt einfach mal ein Schreiben herausgeschickt, in dem steht, dass das Geld evtl. irgendwann ausbezahlt wird, oder halt auch nicht.
Das Problem daran ist, dass das Geld für das Winterfutter eingeplant war. Heu, Öhmd und Stroh kosten in den benötigten Mengen ja nicht gerade wenig. Dazu kommen noch andere Kosten, wie Tierarzt, Medikamente, Pacht für Stall und Weiden, Reparaturen, und so weiter…
In solchen Situationen bleibt dann nicht viel anderes übrig, als ein paar Tiere zu verkaufen. Wenn man Glück hat, findet man Käufer, die sie für ihre eigene Herde haben wollen. Ansonsten werden auch welche an den Metzger verkauft. Wobei Schaffleisch in unserer Kultur ja leider nicht sehr beliebt ist. Und wenn es doch jemand haben möchte, greift er im Supermarkt lieber zu den Lammkeulen aus Neuseeland. Oder habt ihr schon mal Lammfleisch aus regionaler Produktion in einem Supermarkt gesehen? Ich finde, da läuft echt viel verkehrt. Die Tiere der heimischen Schäfer haben ein artgerechtes, gutes Leben und trotzdem möchte sie keiner haben.
Vielleicht denkt jetzt jemand, „Okay, das Fleisch findet wohl keine Abnehmer. Aber die Schäfer können ja die Wolle verkaufen!“ Könnten sie. Wenn sie denn jemand haben wollte. Will aber keiner.
Die Wollelager der Schäfer sind voll. Kein Mensch kauft sie ihnen ab.
Warum?
Erstens gibt es bei uns schlicht und einfach keinen Bedarf in der Industrie für heimische Schafwolle. Und es gibt auch keine Industrie für Schafwolle. Außer einer handvoll Kleinstbetriebe, die überhaupt die Maschinen zur Verarbeitung haben (wobei die Maschinen meist uralt sind), gibt es das nicht.
Dazu kommt, dass die Qualität der heimischen Wolle etwas grober ist, als zum Beispiel vom Neuseelandschaf oder denen aus Australien. Dort gibt es riesige Herden von Merinoschafen. Diese Schafe werden seit Jahren für die feine Merinowolle gezüchtet. Um mehr Wolle vom einzelnen Schaf zu „ernten“, wurden ihnen Hautfalten angezüchtet. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche der Haut und es gibt mehr Wolle. Dass diese Falten diverse Probleme für das Schaf bedeuten, ist für den Profit nicht relevant. Wer sich dafür interessiert, kann gerne mal Mulesing googeln. Hier möchte ich keine Fotos davon einstellen, es ist einfach zu grausam, was der Mensch wegen Geld alles macht.

Hier ist die Wolle nach der Schur verpackt worden. Es sollte eigentlich ein wertvoller Rohstoff sein. Wenn es dumm läuft, ist es Sondermüll, und muss teuer entsorgt werden.

Einen Sack voll habe ich bekommen und freue mich schon auf die Verarbeitung!
Momentan probieren einige Schäfer, die Wolle zu Düngepellets verarbeiten zu lassen. Gute Idee aber es bedeutet auch erst mal Kosten. Und dann muss noch ein Käufer für den Dünger gefunden werden.
Dabei kann man auch im privaten Bereich die Wolle vielfältig einsetzen.
Im Garten soll sie anscheinend ein guter Schutz gegen Schnecken sein. Okay. Habe ich letztes Jahr ausprobiert und kann es nicht bestätigen. Die Schnecken haben die Wolle gerne als feuchten Unterschlupf genutzt.
Was aber echt funktioniert, ist der Einsatz als Dünger und Feuchtigkeitsspender oder -puffer. Einfach unten in die Blumentöpfe oder Kästen etwas Wolle rein legen. Diese speichert die Feuchtigkeit und gibt mit der Zeit Stickstoff frei, welcher von den Pflanzen aufgenommen werden kann und dem Wachtum dient. Auch bei den Tomaten und Gurken im Gewächshaus funktioniert das super. Der Versuch bei den Karotten war nicht erfolgreich. Wahrscheinlich muss die Wolle bei Wurzelgemüse tiefer in die Erde rein.
Wer im Wald aufforsten möchte, kann da die Wolle gleich doppelt verwenden. Unten zum Wurzelwerk und oben drauf als Fraßschutz.
Wer von euch Interesse an Rohwolle hat, kann sich gerne melden. Evtl möchte ja auch jemand die Spinnerei anfangen?
Aber Achtung!
Das kann süchtig machen! 😉