Winterstall

Es ist August. Mir ist, wie vielen Menschen, momentan viel zu warm! Vielleicht wandern deshalb meine Gedanken gerade weit zurück in meine Kindheit auf der Schwäbischen Alb. Oft wird behauptet, die Winter dauern hier oben 9 Monate. Der Rest des Jahres teilt sich auf in Frühling, Sommer und Herbst.

Nunja, damals fand ich die schneereichen Winter toll! Heute hält sich das in Grenzen. Klar, eine tief verschneite Winterlandschaft ist wunderschön. Aber halt auch verdammt kalt!

Auf der Alb hat die Wanderschäferei eine lange Tradition. Sie ist für die Erhaltung der Wacholderheiden notwendig. Würden die Schafe die Hecken und Sträucher durch Abfressen nicht in Schach halten, wäre diese herrliche Landschaft schon lange zugewuchert. An vielen Steilhängen ist die Bewirtschaftung mit Maschinen nicht möglich, Schafe schaffen das aber sehr gut. Auch heute sind die Schäfer auf diese Art im Landschaftsschutz tätig.

Als Kind wohnte ich nicht weit entfernt von einem Schafstall. In den 70ern hatten wir Kinder noch viele Freiheiten und ich machte mich oft auf den Weg zum Stall. Die Freude war immer riesig, wenn ich durch den oberen Teil der alten Holztüre schauen konnte und ein paar Schafe entdeckte. Im Sommer waren das nie viele. Heute würde ich sagen, es waren wohl Muttertiere mit Lämmern oder kranke Schafe. Auf jeden Fall Tiere, die nicht mit der Herde auf den Wanderungen mithalten konnten.

Im Winter war der Stall voll. Und wenn ich mich als Kind am Anfang der kalten Jahreszeit noch richtig strecken musste, um die Schafe zu sehen, kamen die im Lauf des langen Winters immer weiter nach oben. Ein Schafstall wird im Winter normalerweise nicht gemistet, wie man das von Pferden oder anderen Nutztieren kennt. Es wird einfach immer wieder Stroh oben drauf gestreut, damit die Tiere trocken stehen und liegen können.

Bei meinen Ausflügen achtete ich immer darauf, dem Schäfer auf keinen Fall zu begegnen. Dieser Mann mit seinem dunklen Umhang und dem langen Stab in der Hand, war mir nicht geheuer. Aber die Anziehungskraft der Schafe war größer als meine Angst und so riskierte ich immer wieder heimlich einen Blick auf diese wunderbaren, sanften Tiere.

Zum Glück muss ich mir solche Momente heute nicht mehr erschleichen und darf meiner Zuneigung zu den Tieren bei Friederike jederzeit nachgehen.

Da ich leider keine Fotos vom Stall meiner Kindheit habe, zeige ich euch welche vom letzten Winter. Die bunte Herde fühlte sich dort sichtlich wohl. Wie es im nächsten Winter sein wird, wissen wir noch nicht. Allerdings könnten wir ein paar (ganz viele!!!!) gedrückte Daumen, dekoriert mit vierblättrigen Kleeblättern brauchen, dass noch alles klappt!

Winterzeit ist Lämmerzeit.

Wenn die Großen alle an den Raufen

futtern, haben die Kleinen genügend Platz zum Toben

Auch die Zwerge haben ihren trockenen, warmen Platz im Winterstall